Rezension: Kein Bullerbü

Written on 2020-02-25

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“Zwischen Bullerbü und Tierfabrik” heißt das 2018 erschienene Buch von Andreas Möller—und der Titel ist Programm. Möller beschäftigt sich mit dem häufig historisch-verklärten Bild, dass viele Deutschen von der Landwirtschaft haben, und den Realitäten einer modernen, globalen Zwängen unterworfenen Agrarindustrie.

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Als (Naturschutz-)Biologe und Ökologe ist das Thema Landwirtschaft eines, dass mich viel beschäftigt. Weltweit verbraucht die Landwirtschaft unter allen menschlichen Tätigkeiten die meiste Fläche und ist allein schon deshalb einer der wichtigsten Treiber des globalen Verlustes an Artenvielfalt. Da sich unser Lehrstuhl (“Tierökologie und Tropenbiologie” an der Universität Würzburg) viel mit der Ökologie landwirtschaftlicher Flächen befasst, habe ich darüber auch in unseren Vorlesungen schon viel gehört.

Dennoch merkte ich, dass mein Verständnis für die wirtschaftliche Seite der Gleichung fehlte. Warum werden Höfe immer größer? Wie wichtig sind Pestizide überhaupt? Wie funktionieren die sagenumwobenen EU Subventionen? Wie viel Profit machen Landwirte eigentlich? Auf just diese Fragen, nebst vielen anderen, geht Möllers Buch ein.

Möller ist selbst kein Landwirt, beschäftigt sich jedoch seit seiner Promotion mit dem Verhältnis der Gesellschaft zu Natur und Technik. Vor diesem Hintergrund ist sein Buch deshalb auch mindestens so viel ein Buch über unsere Gesellschaft, wie über die eigentliche Landwirtschaft. Darum beginnt er es auch gleich mit einem Kapitel über die historische Entwicklung unseres Verhältnisses zur Landwirtschaft. Von der Bauerngesellschaft vergangener Jahrhunderte über die wachsende Verstädterung, in der dennoch fast jeder mehr oder weniger direkten Bezug zur Landwirtschaft hatte, bis zur heutigen entkoppelten Gesellschaft, die die Kuh nur noch von der Milchpackung kennt. Er spricht über Sehnsüchte und Idealvorstellungen, sowie deren Konflikte mit der weitverbreiteten Stadtliebe und den Härten bäuerlichen Lebens.

Dieser Stadt-Land Konflikt zieht sich als roter Faden durch das gesamte Buch. Besonders beklagt Möller die Naivität vieler Städter, die aufgrund kindlicher Bullerbü-Träume die industrialisierte Landwirtschaft kritisieren und gleichzeitig immer nur die billigsten Lebensmittel bereit sind zu kaufen. Er rechnet vor, wie wenig Profit mit Masthähnchen und Schlachtschweinen zu machen ist, damit die Discounter ihre Grillfleischpreise so niedrig halten können, wie sie sind. Er zeigt auch, wie die zunehmende Vergrößerung landwirtschaftlicher Betriebe eine wahrscheinliche unausweichbare Folge der Marktzwänge der Globalisierung sind.

Dabei lässt er durchaus Kritik an dem gewachsenen System der Landwirtschaft zu, gerade wo es um die Ethik der Massentierhaltung geht. Doch ist der Grundton seines Buches ein Werben um Verständnis für einen Berufsstand, der für viel Arbeit und hoher Unsicherheit wenig Geld, dafür aber umso gesellschaftliche Kritik abbekommt. Seinen ausgewogenen, unaufgeregten Schreibstil fand ich dabei sehr angenehm, wenngleich ich mir in einigen Punkten (Stichwort Artensterben) eine etwas deutlicher ausgesprochene Kritik gewünscht hätte.

Zwar geht er natürlich auch auf das große Reizthema Glyphosat (und andere Pestizide) ein, doch liest sich dieses Kapitel größtenteils wie eine Relativierung der Problematik. Nicht, dass er falsche Tatsachen behaupten würde—seine Punkte sind im Gegenteil sehr bedenkenswert. Doch hatte ich den Eindruck, dass er speziell bei diesem Kapitel der eigentlichen Problematik aus dem Weg geht, nämlich dem Gesamteinfluss der Landwirtschaft auf unsere Artenvielfalt.

Abgesehen von diesem

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